
Nordseegarnele, Krabbe, Nordseekrabbe
Crangon crangon
- Nordostatlantik FAO 27: Nordsee (4)Baumkurren
Biologie
Nordseegarnelen (Crangon crangon) haben auch viele andere Namen (z.B. “Krabben”) und gehören zu den Krebsen. Sie können eine Körperlänge von bis zu 10 Zentimetern erreichen und leben küstennah in nicht zu tiefem Wasser. Aufgrund ihrer großen Zahl gehören sie zu den wichtigsten Organismen im Nahrungsnetz des Wattenmeeres und der südlichen Nordsee: Sie sind Nahrung für viele Tierarten und fressen ihrerseits viele kleinere Tiere.
Bestandssituation
Die Bestandsgröße und die regionale Verteilung schwanken stark zwischen den Jahren. Die Fangmenge ist in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen und liegt nun meist oberhalb von 30.000 Tonnen, weil der Fang immer effizienter wird. In den Jahren 2015-2017 war der Bestand jedoch außergewöhnlich klein und die Fangmenge im Vergleich gering. Im Jahr 2018 und Anfang 2019 konnte jedoch wieder deutlich mehr gefischt werden, was zwischenzeitlich zu einer Übersättigung des Marktes und einem Preisverfall geführt hat.
Auswirkungen auf das Ökosystem
Bei der Fischerei auf Nordseegarnelen (der „Krabbenfischerei”) fällt aufgrund der kleinen Netzmaschen sehr viel Beifang an. Dieser besteht aus jungen Garnelen, Jungfischen wie Schollen und Seezungen, kleinen Fischarten sowie aus am Boden lebenden Tieren wie größeren Krebsen. Ein Teil dieser Arten ist besonders selten oder gefährdet. So wird das vor langer Zeit bereits erfolgte Verschwinden von langsam wachsenden und alt werdenden Fischen wie kleinen Haien oder Rochen im Wattenmeer mit dieser Fischerei in Verbindung gebracht.
Durch die Grundschleppnetze wird der Meeresboden geschädigt. Es gibt Hinweise, dass die im Wattenmeer einst verbreiteten Sandkorallenriffe, einer der besonders gefährdeten Unterwasserlebensräume, aufgrund der Krabbenfischerei verschwunden sind.
Management
Die Krabbenfischerei findet zu einem großen Teil in Schutzgebieten statt, darunter auch in den Nationalparks im Wattenmeer. Anders als andere Fischereien ist sie nicht durch EU-Quoten begrenzt. Beim Management besteht deutlicher Verbesserungsbedarf vor allem beim Schutz des Meeresbodens sowie bei der Vermeidung von Beifang und Überfischung. Insbesondere innerhalb der Schutzgebiete und Nationalparks sind Maßnahmen notwendig, die mindestens in sehr großen Teilen dieser Gebiete eine ungestörte natürliche Entwicklung der Unterwasserwelt zulassen (siehe auch www.wwf.de/watt/fischerei).
Seit Ende 2017 ist der weitaus größte Teil der Krabbenfischerei MSC-zertifiziert. Der WWF begrüßt dies, kritisiert aber auch, dass der Standard bzw. die Kriterien des MSC bislang kaum die Anforderungen von Schutzgebieten berücksichtigt und in diesem Punkt zu schwach ist. Dennoch ist das in einigen Punkten bereits festzustellende Bemühen der Krabbenfischerei zu mehr Nachhaltigkeit positiv zu bewerten.
Insgesamt bewertet der WWF die Krabbenfischerei mit „gelb“ („Zweite Wahl“), auch wenn sie aufgrund der oben genannten Defizite deutlich näher an „rot“ als an „grün“ zu sehen ist. Um hier Fortschritte und einen besseren Schutz der Meeresnatur und der Nationalparks zu erreichen, engagiert sich der WWF stark für eine naturverträglichere Krabbenfischerei. Es ist dringend notwendig, dass die Fischerei weitere Maßnahmen zur Nachhaltigkeit ergreift und ihren ökologischen Fußabdruck reduziert.